Probier’s mal mit Gelassenheit …

Fröhliche Feier auf der Landesgartenschau mit Pfarrerin Helena Rauch, Dirigent Rainer Möser und Projektchor. Lesen Sie hier den Bericht von Barbara Waldvogel:

Auch auf der Landesgartenschau „gospelte es…“. Pfarrerin i. R. Helena Rauch und Dirigent Rainer Möser hatten zusammen mit einer Gruppe Sangesfreudiger am Sonntag, 22. September, zum Gospelgottesdienst auf der großen Bühne geladen – und sehr viele kamen.

Die gute Laune des Chores, der Pfarrerin und des Dirigenten sprang schnell auf die Gottesdienstbesucher über. He‘s our hope, er ist unsere Hoffnung – mit diesen mutmachenden Worten startete der Chor, unterstützt durch die kräftige Stimme Mösers, und schnell klatschte auch das Publikum im Rhythmus mit. Am Ende dieses Songs gab es den ersten, aber beileibe nicht letzten Applaus für das freudige Engagement, mit dem hier zum Lob Gottes gesungen und gefeiert wurde. Die Sängerinnen und Sänger hatten sich erst beim Workshop am Freitag und Samstag zuvor im Evangelischen Gemeindehaus in Wangen zusammengefunden. Aber unter der professionellen Leitung von Dirigent Möser formierte sich schnell eine überzeugende Truppe.

Pfarrerin Helena Rauch stellte den Gottesdienst unter das Motto „Probier‘s mal mit Gelassenheit“. Wie das gehen kann, zeigte sie anhand eines Handzettels mit dem Foto ihrer Katze: „Sie liegt schlafend auf dem Schreibtisch vor einer aufgeschlagenen Bibel“. Im menschlichen Alltag gelassen zu bleiben, ist allerdings nicht so leicht umzusetzen. Einige von Chormitgliedern gespielte Szenen machten das unmissverständlich klar: „Mobbing im Büro! Das bringt mich noch um! Wenn ich die Kollegin schon sehe, bin ich auf 180“, so fasste ein Akteur den Stress am Arbeitsplatz zusammen. Dazu legte Pfarrerin Rauch Psalm 118: „Der Herr ist auf meiner Seite. Ich brauche mich vor nichts und niemanden zu fürchten. Was kann ein Mensch mir schon antun“. Zum Ärger beim Familientreffen zitierte Rauch aus dem Philipperbrief: „Macht euch keine Sorgen, wendet euch in jeder Lage an Gott. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, soll eure Herzen und Gedanken behüten“. Und wer hätte sich nicht schon über die Telefondauerschleife geärgert: „Legen Sie nicht auf! Alle Mitarbeiter sind im Gespräch. Wir sind gleich für Sie da!“ Dazu wurde die Pfarrerin im Hebräerbrief fündig: „Wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch selbst von seinen Werken, gleich wie Gott von den seinen.“ Wieder ein Szenenwechsel: „Schnell 99 Mails checken, 38 WhatsApps schreiben, das Handy klingelt, acht neue Nachrichten…“ Auch diese Situation ist vielen bekannt. Warum dann nicht mal, wie die Pfarrerin empfiehlt, Psalm 127 lesen: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lang sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“ Einen spontanen Lacherfolg erzielte dann schließlich ein Akteur auf der Bühne mit der Ankündigung: „Ihr Zug hat aufgrund von Bauarbeiten Verspätung. Über die Anschlussmöglichkeiten in Ulm werden wir Sie rechtzeitig informieren.“ Vielleicht erinnert sich der eine oder andere bei der nächsten Zugverspätung an Matthäus, 6: „Vom Schätze sammeln und Sorgen“. Und beim Stau auf der Autobahn – auch ein gelungener Zwischentext – hilft vielleicht Psalm 31 mit den Zeilen: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“

Das war Lebenshilfe pur – und passend dazu gab es das gemeinsame Lied: „Probier‘s mal mit Gelassenheit, mit Glauben und Gelassenheit“, gesungen auf die Melodie des Dschungelbuch-Ohrwurms „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“. Gemütsruhe sei keine angeborene Anlage, sondern eine innere Einstellung, die man einüben könne, erklärte Rauch in ihrer Predigt und schlug dazu nach beim mittelalterlichen Meister Eckhart, der damals schon Gelassenheit predigte. Das Wort geht laut Rauch auf das mittelhochdeutsche „laasen“ zurück, das einerseits „verlassen“ bedeutet, aber andererseits auch „überlassen“, also anderen etwas überlassen. Gelassenheit sei eine bewusste Entscheidung, auf eine bestimmte Situation zu reagieren.

Doch wie wird man gelassener? Wie Rauch ausführte, ist schon einmal die Erkenntnis hilfreich: „Ich bin nicht allein auf dieser Welt“. Anderen etwas zutrauen und auch da Hilfe annehmen, wo man sie brauche, führe zu einer gelasseneren Haltung. Der Gospel „Lean on me“ war an dieser Stelle genau der richtige Song, und zum besseren Verständnis las die Pfarrerin die Übersetzung vor. „Lehn dich an mich. Ich will dein Freund sein. Wir alle brauchen jemanden zum Anlehnen. Ich bin da und werde deine Last mit dir tragen. Aber du musst mich rufen.“ Nach diesem bekannten Gospel zitierte die Pfarrerin das auch nicht unbekannte Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr, das man aber immer wieder hören und beherzigen sollte: „Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Es war ein Gottesdienst, der auf Zuversicht und Gottvertrauen setzte, und dazu passte auch der abschließende Gospel: „God will make a way“. Wo es keinen Weg zu geben scheint, wird Gott einen finden. Er wird für mich einen Weg bahnen.

 

Fotos: Barbara Waldvogel

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