Von der Verkettung glücklicher Umstände

„Glück und Religion - Wo die Quellen eines guten Lebens liegen“. Der prominente evangelische Theologe Heinrich Bedford-Strohm hat auf der Landesgartenschau in Wangen in einem engagierten Vortrag neue Erkenntnisse der Glücksforschung den alten Weisheiten der Bibel gegenübergestellt. Lesen Sie hier den Bericht von Barbara Waldvogel:

Es war eine Verkettung glücklicher Umstände: Referent, Musik und Wetter – alles perfekt, und so geriet die letzte Veranstaltung im Rahmen der „wertvoll-Reihe“ der Kirchen auf der Landesgartenschau zum spektakulären Finale. Die Jazzband „Hallodrians“ aus Wangen drehte bereits zum Auftakt voll auf, und als der letzte Ton von „Sunny side of the street“ verklang, herrschte schon fröhliche Stimmung unter dem Zeltdach der Kulturbühne. Pfarrerin Friederike Hönig als Moderatorin der Veranstaltung nannte es ein Glück, Bedford-Strohm auf der Landesgartenschau begrüßen zu können. Er hatte dazu eigens einen Stopp auf der Reise nach Paris eingelegt. Der ehemalige Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und seit 2022 Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), konterte mit der Bemerkung, er habe an diesem Morgen schon ein Glückspraktikum beim Spaziergang über die Gartenschau gemacht. Er selbst hatte während seiner Zeit in leitender Position an der Universität Bamberg den Umbau des dortigen ERBA-Geländes ebenfalls im Zusammenhang mit einer Gartenschau hautnah miterlebt. Er wusste also um die Mühen im Vorfeld und das Glücksgefühl, wenn sie sich gelohnt haben und ein „wunderschöner Ort“ (Bedford-Strohm) entstanden ist.

Glück sei sehr interpretationsabhängig, werde von jedem anders empfunden, dürfe aber keinesfalls mit Happiness verwechselt werden. Jeder Mensch mache in seinem Leben Krisen durch, und man könne schon fragen, woher sie die Kraft nehmen, diese zu bewältigen. Als Gemeindepfarrer habe er in vielen Seelsorgegesprächen sehr berührend erlebt, wie Menschen im Alter trotz schwerer Schicksale dankbar und glücklich auf ihr Leben zurückblickten.

Er habe sich deshalb intensiv mit der wissenschaftlichen Glücksforschung beschäftigt, auch ein Buch dazu geschrieben und dabei festgestellt, dass deren Erkenntnisse sehr oft mit zentralen Aussagen der Bibel übereinstimmten. Als Beispiel zitierte Bedford-Strohm die sieben Ratschläge zum Glück nach Prof. Karl-Heinz-Ruckriegel: Ratschlag Nr. 1 empfiehlt, Dankbarkeit zu üben. Die Rede von der Verkettung unglücklicher Umstände sei jedem vertraut. Doch wer spreche von der Verkettung glücklicher Umstände? „Wie oft sind wir schon bewahrt worden?“, fragte er ins Plenum und forderte dazu auf, Dankbarkeit auch wirklich zu üben. Zum Beispiel schon morgens, wenn man noch etwas zerknittert in den Spiegel schaue, solle man sich Psalm 139 ins Gedächtnis rufen: „Ich danke Dir, mein Gott, dass ich wunderbar gemacht bin“. Da ging ein gewisses Schmunzeln durch die Reihen.

Ratschlag Nr. 2: „Seien Sie zuversichtlich!“  So die Empfehlung des Glücksforschers, und der Theologe erinnerte an die Bibel als größte Hoffnungsgeschichte der Welt. Als Beispiele nannte er Noah, die Geschichte der Kinder Israels, die Auferstehung. „Wir enden nicht in einem dunklen Loch“, rief er der aufmerksamen Zuhörerschaft zu. Ratschlag N.r3: „Vermeiden Sie Neid!“ Bedford-Strohm holte dazu die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“ hervor. „Stärken Sie Ihre sozialen Beziehungen!“, „Lernen Sie zu vergeben!“, „Leben Sie im Hier und Jetzt und genießen Sie das Leben!“ – zu all diesen Tipps konnte der Referent biblische Bezüge herstellen. Am bemerkenswertesten fand er aber den siebten Rat des Glücksforschers, sich mit Transzendentem zu beschäftigen. „Kümmern Sie sich um Leib und Seele!“ – also nicht nur Sport treiben und gutes Essen genießen, sondern auch das Seelenleben pflegen.

Es war ein Schnelldurchlauf durch die Bibel, Seligpreisungen inklusive, ergänzt durch kleine Erzählungen, Gedichte sowie persönliche Erinnerungen des Referenten. Mit auf den Weg gab er jedem, sich einmal bewusst die Frage zu stellen: Was prägt mein Leben? Sein Angebot, im Plenum Fragen an ihn zu stellen, funktionierte zwar nicht. Aber als er nach dem Segen vor der Bühne zum persönlichen Gespräch einlud, gab es eine Warteschlange. Und zuvor noch einen großen Applaus für die Hallodrians mit Roland Wohlhüter, Uli Hofmann, Reiner Barann, Harald Hofmann und Gerolf Stitzenberger, die für die beschwingte Untermalung mit flotter Dixie- und Jazzmusik mit Evergreens gesorgt hatten.

 

Fotos: Gernot Dettweiler

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Ganz einfach und doch so anspruchsvoll …