Von Gästen und Gastgebern …

Ein Bericht von Barbara Waldvogel

Die Wolken hingen an diesem Freitag tief über Wangen, und die Argen brauste gewaltig durch ihr neues Bachbett, als von den Kirchen zum Eröffnungsvortrag von Prälatin Gabriele Wulz auf die große Bühne geladen wurde. Trotz der bescheidenen Wettervorhersagen hatten etliche Besucher Platz genommen, um nach der musikalischen Einstimmung von Kirchenmusiker Georg Enderwitz und Sängerin Corina Rother zusammen mit der Prälatin sowie Pfarrerin Friederike Hönig (Wangen) und Pastoralreferent Benjamin Sigg (Wangen) über das Motto der Kirchen auf der Gartenschau nachzudenken: Sei unser Gast.

„Zum Wesen der Kirchen gehört es, gastfreundlich zu sein“, erklärte die Prälatin, und in Wangen biete sich nun die großartige Chance, dies zu belegen. In der Regel sei zwar jede Kirchengemeinde von ihrer Willkommenskultur überzeugt. Die Wirklichkeit sehe mitunter aber etwas anders aus: wenn etwa zur Begrüßung den Gottesdienstbesuchern zwar ein Gesangbuch gereicht werde, gleichzeitig aber der Schwatz mit anderen Mitarbeitenden wichtiger sei; wenn Fremde beim Kirchenkaffee nicht angesprochen würden; wenn man Neuzugezogene in der Gemeinde nicht zu den Aktivitäten hinzuziehe; wenn das nicht ganz gottesdienstkonforme Verhalten der Tauffamilien kritisiert werde… „Gerne werden kleine Signale ausgesandt, die deutlich machten: Du gehörst nicht zu uns“, meinte die Rednerin.

Nun sei sie aber nicht auf die Gartenschau gekommen, um Schelte zu üben, fuhr die Prälatin fort. Ganz im Gegenteil: Sie wolle nur sensibel dafür machen, „wie oft wir uns selbst und der Gastfreundschaft im Wege stehen“. Das Thema Gastfreundschaft durchziehe die gesamte Bibel, da es sowohl Gebot als auch Verpflichtung sei. Die Geschichten von Abraham, Zachäus, Maria und Martha sowie Jesus selbst, der 5000 speiste, zeigten das sehr deutlich. Allerdings ließ die Prälatin in ihrer Ansprache auch die Nöte der Gastgeber nicht außer Acht. So gebe es deren bange Frage, ob die Eingeladenen auch kommen – ein Zustand, der den Kirchenverantwortlichen durchaus vertraut sei: „Werden die Gäste zu unserem Gottesdienst kommen?“ Letztlich fasste Gabriele Wulz ihre Ausführungen in der Feststellung zusammen: „Wir alle sind nur Gast auf Erden –und so sollten wir uns auch benehmen“.

Da Kirche vom Mittun und Mitdenken lebt, wurde an die Anwesenden Blätter verteilt. Darauf stand: „Gastfreundliche Kirche – was kann ich dazu beitragen?“ Die Aussagen sind auf der Landesgartenschau im „Garten der Kirche“ ausgehängt. Vielleicht kann der eine oder die andere etwas davon in der eigenen Kirchengemeinde umsetzen. Jemand notierte: „Grüß Gott“ sagen! Kein schlechter Anfang.

Gast im „Garten der Kirchen“ war an diesem Tag die Bahnhofsmission und das Forum Senioren der katholischen Kirche. Die Mitwirkenden kamen zum Eröffnungsvortrag und ließen es sich nicht nehmen, zusammen mit Prälatin Wulz aufs Erinnerungsfoto zu kommen.

 
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Bibel und Koran zu Gast

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